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Geschichte
2010

Mahnmal?!

Dass unser Zoo seit 53 Jahren in einem - landläufig als Flakturm bezeichneten - Gebäude untergebracht ist, kann als bekannt vorausgesetzt werden. Trotzdem wird von manchen öffentlichen Stellen, aber auch von Privatpersonen immer wieder die Forderung erhoben, den Turm als Mahnmal möglichst in den Originalzustand zurückzuversetzen.

Wenn wir heute – nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen – den Turm auch äußerlich verändern wollen, um besser deutlich zu machen, dass sich hinter den grauen Mauern ein Zoo verbirgt, treffen wir immer wieder auf Unverständnis.

Dabei haben wir in vielen Publikationen darauf hingewiesen, dass wir uns der Historie des Bauwerkes durchaus bewusst sind und es nicht nur bei Lippenbekenntnissen belassen, sondern bereits vor fast drei Jahren mit 22 großen Bildtafeln Wissen über den Bau der Flaktürme, Betrieb, Luftschutz, Personenschutz etc. vermittelt.  

Im Vorjahr schließlich, wurde mit großem finanziellen Aufwand dass total verwahrloste und teilweise zerstörte Dachgeschoß saniert, um im ehemaligen Kommandoraum des Feuerleitturms die Originaleinrichtung nachzustellen. Gleichzeitig wurde ein Luftschutzraum nachempfunden. Durch Original Film- und Tonaufnahmen versuchen wir auch die damaligen Empfindungen am Originalschauplatz ein wenig verständlich zu machen.

Wer aber glaubt, dass das Interesse groß ist im einzigen zugänglichen der insgesamt sechs Wiener "Flaktürme" die Geschichte aufzuarbeiten, der irrt.

Nach einem Jahr Betrieb des "Flakturmmuseums" haben wir nun eine Zwischenbilanz gezogen. Nachstehend der Bericht des GF der Betriebs GmbH Hans Köppen über den Hergang und die bisherigen Ergebnisse:

  • Um die Räumlichkeiten zugänglich zu machen, mussten diese von Taubenkot befreit und äußerst aufwändig abgedichtet werden. Anschließend mussten die Stromleitungen, eine Heizanlage und ein Wasseranschluss verlegt und installiert werden.
  • Dutzende Sitzungen gemeinsam mit dem Kurator Dr. La Speranza waren für die Konzeption der Ausstellung notwendig. Dabei haben wir uns auf die seinerzeitige Nutzung der Kommandozentrale und der Schutzräume konzentriert um Interessierten Fakten weiterzugeben.
  • Die Zusammenstellung der Ausstellungsstücke dauerte über ein halbes Jahr.
  • Manfred Christ, der bekannte "Universumfilmer", unterstützte uns mit aufwändigen Recherchen und durch Schnitt von original Wochenschauberichten bei der Erstellung eines Videos. Dieses Video spricht die Emotionen der Besucher an, um die Schrecken der Zeit noch besser vorstellbar zu machen.
  • Gemeinsam mit Herrn Dr. La Speranza haben wir Geschichtsstudenten gesucht und mit Frau Kariolou eine äußerst kompetente Mitarbeiterin gefunden.
  • Die Eröffnung am 4. Juni 2009 durch die Präsidentin des Stadtschulrates, Frau Dr. Brandsteidl wurde von den Medien sehr gut wahrgenommen. Das positive Echo ließ uns auf großes Interesse hoffen.
  • Gleich zu Beginn haben wir 1.000 Flyer an interessierte Besucher verteilt.
  • Auf unserer Homepage wurde ein eigener Bereich mit detaillierten Informationen über die Ausstellung eingerichtet.
  • Der Kurator Dr. La Speranza selbst hat sich für Führungen zur Verfügung gestellt und in mehreren Artikeln in Fachmagazinen die Ausstellung beworben.   
  • Nachdem die Buchungen leider bereits nach wenigen Wochen unter den Erwartungen lagen, haben wir weitere 30.000 Folder mit detaillierten Informationen drucken lassen und verteilt.
  • Sämtliche Schulen in ganz Österreich wurden unsererseits über die Ausstellung und deren mögliche Einbindung in den Geschichtsunterricht informiert.
  • Im Februar 2010 ist es uns gelungen die vielfach ausgezeichnete Kinder- und Jugendbuchautorin und Zeitzeugin, Frau Dr. Gudrun Pausewang für eine Lesung und anschließende Führung durch die Ausstellung „Erinnern im Innern“ zu gewinnen.
  • Wir haben diesbezüglich eine Aussendung über den Stadtschulrat an sämtliche österreichische Schulen gemacht, im April eine nochmalige Erinnerung geschickt.
  • Wir haben die Lesung und Ausstellung auf der Internetplattform „schulausflug.at“ und auf unserer Homepage geschalten.
  • Wir haben im April die Bezirksvorstehung Mariahilf und sämtliche Bezirksparteien informiert.
  • Leider haben sich für den Vortrag nur ZWEI Schulklassen gemeldet, Frau Dr. Pausewang wollte den Termin stornieren! Nur durch großes Engagement und unser finanzielles Einschreiten konnte der Termin doch durchgeführt werden.
  • Seit Ferienbeginn im Juli 2010 haben wir die Ausstellung für Besucher des Haus des Meeres ohne weitere Kosten angeboten!
  • In insgesamt rund 170 Führungen haben nur rund 1.100 Besucher die Führung „Erinnern im Innern“ gebucht. Die Aufteilung „Kinder-Erwachsene“ liegt bei 50 %.

Das Feedback der Besucher nach dem Besuch der Ausstellung war fantastisch, wir erhalten regelmäßig Emails und Anrufe, welche die Ausstellung und Kompetenz unserer Mitarbeiterinnen in höchsten Tönen loben.

Trotz unserer Bemühungen und der offensichtlich interessant und informativ gestalteten Ausstellung ist das Interesse weit unter den Erwartungen. Nur etwa 0,3 % der Besucher des Haus des Meeres interessierten sich in den letzten 12 Monaten näher für die Geschichte des Flakturms während der Kriegs- und Nachkriegsjahre.

Wir denken, die oben angeführten Fakten zeigen deutlich unser Bestreben die schreckliche Historie des Bauwerks nicht zu negieren, sondern permanent aufzuklären.

Wirtschaftlich gesehen ist „Erinnern im Innern“ bis heute für das Haus des Meeres eine große Belastung, aber dennoch werden wir damit fortfahren die Geschichte des Gebäudes und der damaligen Zeit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Dass wir aber an zwei Außenwänden auf den Zoo hinweisen wollen, der durch unser ehrenamtliches Engagement den Turm überhaupt erst zugänglich gemacht hat, möge man versuchen zu verstehen.

Hätten wir keinen neuen Lift einbauen lassen, keine Sanierung der oberen Stockwerke vorgenommen, keine Sanitärbereiche geschaffen und keine Öffnung der Terrasse für die Bevölkerung möglich gemacht, würde der ehemalige Esterhazy Flakturm noch immer genauso verschlossen  dahinschlummern, wie die meisten der anderen 5 „Flaktürme“, die sich immer noch unter Denkmalschutz befinden.