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07.06.2018

60 Jahre HAUS DES MEERES

60 Jahre HAUS DES MEERES

Das nachstehende Foto zeigt die Eröffnung der ersten Meerwasserausstellung genau vor 60 Jahren am 7.6.1958!

In den Halbstöcken vom 2. und 3. Stock wurden in jeweils 20 Rahmenbecken mit durchschnittlich 100 Litern erstmals in Österreich lebende Meerestiere gezeigt. 

 

Den fulminanten Start der „GESELLSCHAFT FÜR MEERESBIOLOGIE“ brachte das Österreichische Fernsehen – natürlich in schwarz/weiß und stumm. Den Text verlas ein Sprecher, aber leider ist nur der Film erhalten geblieben. 

Der anfängliche Enthusiasmus schwand aber mit den Jahren. Die Fangfahrten wurden eher zu Vergnügungsreisen (wie aus alten Protokollen hervorgeht) und mit dem Angebot schwanden auch die Besucherzahlen.

Als dann auch noch der Hauptsponsor und eigentliche Initiator – Vizepräsident Ing. Viktor Otte – mit seinen Firmen „Schiffbruch“ erlitt und es mit dem Tauchklub Austria zu Differenzen kam, nahte das Ende.

Mit rund öS 77.000 Schulden sollte Ende 1965 der Betrieb eingestellt werden.

Dann aber kam Emmerich Schlosser und rettete ab 1.2.1966 mit seiner 30.000 Stück umfassenden Schnecken- und Muschelsammlung was noch zu retten war. Er stellte aber nicht nur diese großartigen Exponate aus, sondern scharrte sofort eine Gruppe von Helfern um sich. Der Neustart gelang zügig. Gemeinsam mit dem ehemaligen Präsidenten Dr. Fritz Hartel, Mag. Heribert Rath, Norbert Schuh und Konrad Haas um nur einige zu nennen, ging es langsam wieder bergauf.

Ich (Franz Six) war vom ersten Tag der zweiten Periode ehrenamtlich mit dabei und bemühte mich um kaufmännische Ordnung, Subventionen und Werbung. Die damaligen Chefredakteure von Kurier (Dr. Hugo Portisch) und der Arbeiterzeitung (Franz Kreuzer) halfen so gut es ging. Dazu kam noch Hans Adler vom Express und die Veranstaltungshinweise vom ORF Radio. Leider entband mich diese Tätigkeit nicht vor zusätzlicher körperlicher Arbeit im kalten, fensterlosen Flakturm… 

Die Ära Emmerich Schlosser dauerte 14 Jahre an – danach kehrte er zurück nach Australien. Ein Buch ist in Vorbereitung, um über diese Zeit ausführlich zu informieren. Gleiches gilt für die nun folgende Ära Erich Brenner.

Er wurde mit Wirkung ab 1.1.1980 zum Geschäftsführer bestellt und hat ebenso große Verdienste erworben – trotz Verstimmung der Uni Wien, die einen gelernten Zoologen favorisiert hatte.

Der überall bekannte Süßwasseraquarianer Brenner war zuvor Mitarbeiter des Wiener Volksbildungswerkes sowie Bundesobmann und später Obmann der Wiener Aquarienvereine.

Am 20.3.1988 wurde erstmals ein ÖSTERREICHBILD AM SONNTAG ausgestrahlt und diese Werbung brachte zusätzliche Besucher (im Herbst 2018 wird es wieder soweit sein).

Damals schon hatten wir unsere Seeschildkröte und den ersten (Ammen)Hai namens Cherida.

Erich Brenner musste sich nach einer erfolgreichen Schaffensperiode dem dreijährigen Kampf gegen eine Krebserkrankung geschlagen geben und konnte leider weder den Einbau des Aufzugs noch die Eröffnung des ersten Haibeckens mit 100.000 Litern erleben. Er starb am 19.2. 1995.

Als geschäftsführender Präsident musste ich nun gemeinsam mit dem Vorstand entscheiden, ob wir einen neuen Geschäftsführer bestellen oder mit den 3 Kuratoren weitermachen, wobei deren Arbeit von mir gesteuert werden sollte. Die Kuratoren waren Kamenko Boharevic (Lizenz), Dr. Michael Mitic (Wissenschaftlicher Sprecher) und Christian Szekacs (Baukurator). Die Entscheidung fiel auf Variante 2. Aus einem beabsichtigten Interregnum wurden bis 1.1.2007 immerhin 12 bewegte Jahre.

Das Leitungstrio wurde später durch Werner Binder ergänzt, der nach dem Ausscheiden der Herren Boharevic und Szekacs, zum Vizedirektor ernannt wurde. Unter seiner Leitung fanden viele Neuerungen im HDM statt. So führte ich gemeinsam mit Binder die ISO Zertifizierungen als erster Zoo in Europa ein (inzwischen haben wir alle 5 für uns relevanten Zertifikate).

Der Aufschwung begann mit der Fertigstellung des Aufzuges und der Eröffnung des ersten Haibeckens. Waren es davor rund 130.000 jährliche Besucher, konnten wir sodann rund 150.000 verzeichnen und als wir dann (mit einem 15 Mio. öS Kredit) das Tropenhauses in Betrieb nehmen konnten, übersprangen wir ab 2001 die 200.000 Besuchermarke. 

Als Dr. Michael Mitic am 1.1.2007 endgültig zum Chef ernannte wurde und Werner Binder zu seinem Vize, waren wir bereits bei 240.000. Verstärkt wurde die Zooleitung durch zwei neue Kuratoren – Dr. Abed Navandi (Seewasser) und Mag. Michael Köck (Süßwasser) – beide ausgebildete Zoologen. Mit der Inbetriebnahme des zweigeschossigen Haibeckens ging es weiter steil bergauf. Dafür sorgte auch der „Krokipark“ und der Terrassenzutritt im 9. Stock.

Im gleichen Jahr gründete ich die Haus des Meeres Betriebs GmbH, zumal nun Aufgaben auf uns zukamen, die mit der gemeinnützigen Vereinsstruktur nicht mehr in Einklang gebracht werden konnten (Shop + Cafe). Außerdem schien mir die Trennung der zoologischen und kaufmännischen Bereiche sinnvoll und notwendig. 

Begleitet wurde ich im „Betrieb“ von den Prokuristinnen Andrea Kalab und Brigitte Thill. Während Frau Thill die Aufsicht über den Shop und die Kassa übernahm und Patenschaften vermittelte, wurde Frau Kalab zur kaufmännischen Leiterin, die alle anderen Bereich abzudecken hatte.

Meine ehrenamtliche Geschäftsführerfunktion endete am 31.12.2008. Am 1.1.2009 übernahm der neue Geschäftsführer Hans Köppen den „Betrieb“ und ich konnte mich wieder auf meine Funktion als Geschäftsführender Präsident mit Alleinvertretungsvollmacht konzentrieren.

Der Aufschwung war weiterhin enorm (440.000 Besucher), sodass es aus Kontinuitätsgründen erforderlich schien, auch die Vereinsstrukturen neu zu überdenken. Nach monatelangen Vorbereitungsarbeiten und mit großer Unterstützung unseres Steuerberaters Mag. Wilhelm Zmatlo und Rechtsanwalt Dr. Martin Drahos entschieden wir im Vorstand, meinen Vorschlag zur Gründung einer gemeinnützige Privatstiftung umzusetzen. Gleichzeitig wurden die Zoobelange vom Verein in eine gemeinnützige Zoo-GmbH übergeführt. Die Betriebs-GmbH sollte bleiben und gemeinsam mit der Zoo-GmbH der Privatstiftung angegliedert werden. Der Verein sollte den Zusatz „Wissenschaft und Forschung“ bekommen und z.B. den Supporting Day und die Wissenschaftspreise betreuen.

Ab 1.1.2013 trat die neue Organisation in Kraft. In der gemeinnützigen Privatstiftung gibt es als einzige begünstigte Gruppe - die Allgemeinheit. Als Stiftungszweck wurde hauptsächlich die Weiterführung und der weitere Ausbau des HAUS DES MEERES beurkundet. Gleichzeitig wurde das 4-Augenprinzip eingeführt. 

Das „Superjahr“ 2013 brachte dem HAUS DES MEERES endlich ein Dach! Da uns der Fachbereit den Bau eines Millionenliter Aquarium am Dach verwehrte und wir endlich ein dichtes Dach und einen nutzbaren 10. Stock benötigten schlug ich vor, den Altbeton unter Wahrung der Außenmauern (die wegen des Kunstwerks nicht beeinträchtigt werden durften) zu entfernen. So verrückt das auch klang, GF Hans Köppen und sein Team brachten 750(!) Tonnen Stahlbeton zu Boden und errichteten ein Dach für das „Ocean’sky und einen begehbaren 10. Stock für ein Hammerhaibecken im ehemaligen „Radarsilo“. Am 12.9. erfolgte die grandiose Eröffnung. 2014 kamen daraufhin rund 570.00 Gäste!

   

Als nächster relevanter Schritt kaufte die Betriebs GmbH im Jahr 2015 den Flakturm. Die Verhandlungen dafür führte ich seit dem Jahre 2008 mit dem damaligen Bürgermeister Dr. Michael Häupl (dem das HDM zu großem Dank verpflichtet ist) und dem damaligen Stadtrat Dr. Michael Ludwig. Eine win-win Situation für die Stadt (keine Erhaltungskosten mehr) und unser Haus (Investitionen ins Eigentum/Bonität).

Im selben Jahr wurde ein Bauantrag eingebracht, der wunschgemäß alle noch ausständigen Wünsche des HDM beinhalten sollte. Auch dieser Antrag wurde mit der Begründung „Überfrachtung“ zurückgewiesen.

Also konzentrierten wir uns wieder auf den Innenausbau und errichteten Europas erste in 500.000 Liter Wasser „schwebende“ begehbare Glasröhre – den Atlantik „Tunnel“. Zur Einbringung der 10 Meter langen Röhre musste die Außenwand geöffnet werden – erneut eine tolle Leistung des „Betriebs“. Das Team von Zoodirektor Dr. Michael Mitic errichtete einen neuen Lebensraum – die Fischschwärme des Atlantik! Am 15.12.2016 schritten die ersten Gäste „durch das Wasser“ und unser langjähriger Präsident Prof. Dr. Jörg Ott freute sich über die Widmung dieses einmaligen Aquariums. Die Widmung besonderer Zoobereiche begann schon mit dem ebenfalls langjährigen Vorgänger von Prof. Ott – nämlich Prof. Dr. Ferdinand Starmühlner. Es folgten Prof. Dr. Rupert Riedl und viele andere, deren Namen und Leistungen durch Bronzetafeln für immer in Erinnerung gehalten werden.

Betreffend Zubau haben wir nie aufgegeben und 2017 erfolgte eine akkordierte Neueinreichung, die im Oktober genehmigt und mit Bescheid vom 2.5.2018 rechtsgültig wurde.  Da zur gleichen Zeit auch der Künstler Lawrence Weiner sein Werk nach 28 Jahren (statt 6 (Fest)wochen) zurückgezogen hat, fand am 30.5. der Spatenstich statt.

Die Fertigstellung im Außenbereich ist für April 2019 geplant – die Eröffnung für Jänner 2020. Da wir seit 2010 „subventionslos“ sind, wird die Finanzierung erneut ohne Steuergeld erfolgen!    

Ich möchte mich abschließend ganz herzlich bei meinen Vorstandskollegen Prof. Dr. Gerhard Herndl und Andreas Papez, den beiden Geschäftsführern Dir. Dr. Michael Mitic und Hans Köppen, der kaufmännischen Leiterin Andrea Kalab, der Präsidentin des Vereins „Freunde des Haus des Meeres“ Evelyn Kolar, dem Präsidenten des Vereins „Wissenschaft und Forschung“ Prof. Dr. Walter Hödl, den Ehrenpräsidenten Prof. Dr. Jörg Ott und Prof.Dr. Alfred Radda, den Kuratoren Dr. Abed-Navandi, Dr. Robert Riener, Mag. Michael Köck und allen anderen, die sich durch ihre Arbeit für das HAUS DES MEERES verdient gemacht haben, bedanken. Natürlich zählen hier auch unsere „Externen“ Mag. Wilhelm Zmatlo, Dr. Martin Drahos und Mag. Wilhelm Glinzner dazu.

Mein Dank gilt aber auch allen wohlmeinenden Behörden- und ParteienvertreterInnen, unserer Hausbank und Versicherung, unseren Vertragspartnern in den vielen Bereichen und last but not least den Medien, die uns ebenfalls stets gute Partner waren und vor allem unseren Gästen, durch deren Eintrittsgebühren all das möglich wurde.                                                                                                             

Franz Six