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Geschichte
1989

Fritz-Grünbaum-Platz

1989 wurde uns vom Magistrat mitgeteilt, dass unsere Adresse ab sofort nicht mehr

"1060 Wien, Flakturm Esterhazypark"
sondern
"1060 Wien, Fritz-Grünbaum-Platz 1"

lauten würde. Es gab zuvor keinerlei Kontaktaufnahme mit uns und man betrachtete es wohl als selbstverständlich, dass wir viele Drucksachen, Stempel etc. auf unsere Kosten ändern müssten.

Erst viel später entnahmen wir einer sehr pointierten Schilderung von Herrn Richard Weihs, wie es dazu gekommen ist. Der gesamte Text findet sich auf echt-gruen.at "Ein Monument für Fritz Grünbaum". Auszugsweise der unsere Adresse betreffende Teil:

"Dieser "Platz" bestand damals allerdings nur aus einer Verkehrsinsel inmitten einer Kreuzung, auf der sich eine armselige Betonschale mit unansehnlichen Gewächsen sowie ein Lichtmast befanden. An diesem Lichtmasten wurden nun im Winkel von neunzig Grad zwei Straßenschilder mit dem neuen Namen angebracht, wodurch alle vier Himmelsrichtungen abgedeckt waren und somit der ganzen weiten Welt die große Ehrung, die dem Künstler widerfahren war, unübersehbar kundgetan wurde.

Die Mickrigkeit dieser Installation fiel auch der Bezirks-SPÖ unangenehm auf – außerdem war auch weit und breit kein einziges Gebäude zu sehen, dem man ein Taferl mit Platznamen und Hausnummer hätte verpassen können. Also begab man sich auf die Suche – und wurde, wie schon das alte Sprichwort ermutigt, schließlich auch fündig.

In dem an der Grünbaum-Kreuzung gelegenen Esterhazy-Park steht ein unvergängliches Mahnmal aus der Zeit des "Tausendjährigen Reiches", ein Monstrum aus meterdickem Stahlbeton: Und dieser Flakturm trägt nun auf Beschluss des Bezirksparlaments die Nummer "Fritz Grünbaum Platz 1".

Nachtrag 1:
Ein bekannter Monolog Fritz Grünbaums trägt den Titel "Entwürfe für ein Grünbaum-Monument". In Versform stellt er sorgenvolle Überlegungen darüber an, welcher Art wohl das Denkmal sein werde, das ihm dereinst die Nachwelt setzen würde. Er denkt zuerst an ein Reiterstandbild, dann an verschiedene Arten von Statuen (nackt und bekleidet), kommt aber letztendlich zu dem Schluss, dass es nach dem Versinken seines Namens in die ewige Vergessenheit ohnedies nur mehr Tiere sein werden, die an seinem wie auch immer gearteten Monument Gefallen finden würden:

" … Die Hund’ auf der Erd’ und die Vögel in der Luft!
Und hoch über mir zieh’n die Schwalben die Kreise,
Und am Sockel lehnen die Hunde leise,
Und all das Getier wird beim Sterneblitzen
Mein Denkmal bei Nacht zum Benetzen benützen
So tut das Getier seine Liebe mir kund:
Von oben die Vögel, am Sockel die Hund!"

Natürlich hat Fritz Grünbaum lediglich an kreuchendes und fleuchendes Getier gedacht. Er konnte ja auch nicht ahnen, dass sein Monument so gewaltig sein würde, dass es sich nicht nur hoch über die Dächer Wiens erheben, sondern in seinem Inneren auch ein "Haus des Meeres" bergen würde: Die Heimat einer reichen Auswahl an Fischen – und Schlangen".

Im Nachhinein betrachtet sind wir für diese Adressänderung aus vielerlei Gründen eigentlich sehr dankbar und zeigen daher auch gerne Erinnerungsfotos an den Namensgeber!