Fünf Strahlenschildkröten (Astrochelys radiata) sind in die Madagaskaranlage im 9. Stock des Haus des Meeres eingezogen. „Wir freuen uns sehr, diesen faszinierenden und vom Aussterben bedrohten Tieren ein neues Zuhause zu bieten. Mit ihnen haben wir einen würdigen Nachfolger für die Aldabra-Riesenschildkröten gefunden.“, erklärt Zoodirektor Jeff Schreiner.
Ihr auffällig gemusterter Panzer mit strahlenförmigen Linien lässt sie in ihrer natürlichen Umgebung, den trockenen Dornbusch- und Savannenlandschaften im Süden Madagaskars, beinahe verschwinden. Leider ist die Art in der Wildnis massiv bedroht: Lebensraumverlust durch Abholzung, illegale Jagd und vor allem der illegale Wildtierhandel haben die Bestände dramatisch schrumpfen lassen. Schätzungen zufolge wurden in den letzten Jahrzehnten Hunderttausende Tiere geschmuggelt. Die IUCN führt die Strahlenschildkröte deshalb auf der Roten Liste als „vom Aussterben bedroht“.
„Noch zu Beginn dieses Jahres verursachten Überschwemmungen auf Madagaskar große Verluste in der Wildtierpopulation. Mit Spenden an die Turtle Survival Alliance vor Ort konnten wir zumindest ein kleines Stück Hoffnung schenken und dazu beitragen, dass möglichst viele Strahlenschildkröten vor dem Ertrinken gerettet werden.“, berichtet Schreiner (Foto links). „Unsere Leidenschaft geht weit über die Liebe zum Tier hinaus: Sie umfasst den Einsatz für den Erhalt bedrohter Arten in ihrer ganzen Vielfalt. Diese Begeisterung teilen wir mit unseren Besucher*innen und zeigen, dass es nicht nur ikonische Großtiere sind, die Herzen bewegen. Oft sind es die berührenden Geschichten, die wahre Faszination wecken. Und eines ist klar: Solche Geschichten gibt es so einige bei uns im Haus.“
Ein eindrucksvolles Beispiel für die Langlebigkeit der Art ist die Strahlenschildkröte Tuʻi Malila, die im 18. Jahrhundert vom britischen Seefahrer James Cook nach Tonga gebracht wurde. Sie lebte beim Königshaus und verstarb 1965 im Alter von mindestens 188 Jahren. Geschichten wie diese zeigen: Unter geschützten Bedingungen können Strahlenschildkröten, bei guter Pflege, mehrere Generationen von Menschen überdauern.
„Auch unsere fünf Strahlenschildkröten haben eine bewegte Vergangenheit. Vor über zehn Jahren wurden sie Opfer des illegalen Wildtierhandels und beschlagnahmt. Seither lebten sie im Tiergarten Schönbrunn, bevor sie nun im Haus des Meeres ein neues Zuhause gefunden haben – ein Zuhause, das ihnen, wenn alles gut geht, für mindestens 150 Jahre Sicherheit und Schutz bietet“, fügt Dr. Robert Riener, Kurator und stellvertretender Zoodirektor, hinzu.
Mit der Ankunft der Strahlenschildkröten setzt das Haus des Meeres ein weiteres Zeichen sowohl für Arten- und Naturschutz als auch die enge Zusammenarbeit zwischen zoologischen Institutionen österreich- und weltweit.