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22.09.2021

360° HAIAQUARIUM

Das neue Becken ist das flächenmäßig größte im Haus des Meeres, knapp 120m² bedeutet fast doppelt so viel Schwimmfläche, wie das alte hat. Das Besondere: es ist rundum begehbar (daher der Name 360°) und bietet somit Einblicke aus allen Blickwinkeln – das erste derartige Becken im Haus des Meeres! Dieses Nur-Glas-Aquarium ist neben zahlreichen anderen Fischen die neue Heimat unserer vier Riffhaie aus dem 4./5. Stock. Doppelt so viel Quadratmeter Schwimmfläche garantieren ihnen ausreichend Platz zum Weiterwachsen. Aber das alte hat deswegen nicht ausgedient: es dient als Aufzuchtaquarium für Hai-Nachzuchten!

Die Tierwelt des neuen Beckens

Das neue 360° Haiaquarium ist eine Nachbildung eines indopazifischen Korallenriffes und Lebensraum für viele Fischarten. Die Stars sind klarerweise die zwei übersiedelten Haiarten (Weissspitzen- und Schwarzspitzenriffhai) aber auch die mit den Haien nah verwandten Rochenarten, wie ein Blaugepunkteter Maskenrochen oder ein Geigenrochen schwimmen darin. Vier Doktorfischarten sorgen für das ökologische Gleichgewicht des jungen Aquariums, indem sie den stark wachsenden Kieselalgenrasen abgrasen, und viele hundert Riffbarsche und andere Korallenfische nutzen die zahllosen Höhlungen des künstlichen Riffes als Versteck. Drei Putzerlippfische entfernen Unreinheiten von den Fischkörpern, und dies sogar von den selten putzbereiten Rochen und Haien. Insgesamt tummeln sich über 1000 Fische im neuen Aquarium. Es zu umrunden, ist wie ein Tauchgang z.B. auf den Malediven.

Hai-Übersiedelung

Wir waren auf alle Eventualitäten und Schwierigkeiten vorbereitet, haben uns mit vielen Kollegen und Spezialisten im Vorfeld unterhalten, uns sogar aus Südafrika einen speziellen, über drei Meter langen, durchsichtigen Haifangtrichter ausgeliehen, Vorkehrungen getroffen, um das Becken abteilen zu können, u.s.w. - aber es war dann alles leichter als gedacht: Vom (Kinder-)Schlauchboot aus konnten wir die bis zu 1,5 m großen Haie mit einem großen Käscher fangen,  immer noch im Netz wurden sie auf den Rücken gedreht und ihnen mit einer Hand auf die Schnauze gegriffen. Durch Umdrehen und diesen Kunstgriff verfällt ein Hai in eine Art Trance oder leichte Narkose. In dieser Form immer noch im Netz haben wir sie hinaufgetragen (im Lift!). Innerhalb nicht einmal einer Minute waren die Haie im neuen Becken eingesetzt, aus dem Netz befreit und frei gelassen. Natürlich haben wir jeden einzeln gefangen, trotzdem haben wir für alle vier Haie nicht einmal 90 Minuten gebraucht. Sofort nach dem Einsetzen haben sie sich völlig normal verhalten, sind geschwommen und haben ihr neues Zuhause erkundet.

Errichtung & Kosten

Im Mai 2018 starteten wir mit den Arbeiten für unseren Zubau am Haus des Meeres. Bereits 2017 mussten wir uns bei der Planung der für viele wahrscheinlich wahnwitzigen Idee ein 500 Tonnen schweres Aquarium im 7. Stock eines Hochhauses zu stellen, intensiv mit diesem Projekt auseinandersetzen.

500 Tonnen im 7. Stock, da spielt die Statik natürlich eine große Rolle. Um das Gewicht abzufangen, wurde im 5. Stock eine 49 Tonnen schwere Stahlkonstruktion eingebracht und die Stahlbetondecke im 6. Stock hat eine Tragkraft von 3,5 Tonnen / m². Zum Vergleich – eine Betondecke in einem Wohnhaus hat rund 200 kg / m² also knapp 6 % der Tragkraft. Die Einbringung dieser gewaltigen Stahlträger erfolgte mit dem vor dem Zubau stationierten Kran. An diesem Tag - aber nicht nur an diesem Tag - ging es den verantwortlichen Geschäftsführern nicht gut, denn der gesamte Zubau entstand bei voller Besucherfrequenz. Aber Gott sei Dank ist während der gesamten Bauzeit niemand zu Schaden gekommen.

Die nächste Herausforderung war die Einbringung der Plexischeiben. Um den Besuchern einen optimalen Einblick in das neue Becken zu ermöglichen, war es unsere Idee, dass keine störenden Stahlträger oder sichtbare Fugen entstehen. Wir wünschten uns einen ungestörten Einblick rund um das Becken. Dies war nur mit riesigen Plexielementen möglich, die dann noch zusammengefügt werden mussten - und das war Millimeterarbeit! Hier musste einfach alles passen, kein Wind, ein konzentrierter und mit Nerven aus Drahtseilen ausgestatteter Kranfahrer, viele helfende Hände, die ihr Handwerk verstehen und eine Portion Glück. Und dieses hatten wir, auch dieser Prozess verlief wie geplant.

Die Scheiben wurden dann an die darüberliegende Decke gehängt und durch eine sogenannte „Polymerisation“ zusammengeschweißt. Um die Spannungen zwischen den neu verbundenen Scheiben zu verringern, muss das Pleximaterial erwärmt werden. Dieser Prozess, „tempern“ genannt, wird mit Heizmatten durchgeführt, die die Scheiben mehrere Tage auf rund 60 Grad C erwärmen.

Danach wurde der Plexikorpus fertiggestellt, der Boden mit Laminat abgedichtet, das Plexi in einen Stahlschuh eingesetzt und mit Silikon abgedichtet.

Und dann kam das große Malheur, eines mit dem niemand gerechnet hat, eines, dass die gesamte Welt auf den Kopf gestellt hat – das Coronavirus! Plötzlich musste das Haus des Meeres erstmals in seiner über 60jährigen Geschichte schließen. Als privates Unternehmen hatten wir dadurch plötzlich keine Einnahmen und weiterhin enorme Erhaltungskosten. Und das, nachdem wir gerade eben 20 Mio € in den Zubau investiert hatten. Die Kreditrückzahlungen liefen, die Tiere mussten versorgt werden und die Einnahmen waren bei null! Damit waren wir auch gezwungen, die Bautätigkeiten zu stoppen und abzuwarten, ob und wann sich die prekäre finanzielle Situation entspannt. Um die Fertigstellung des neuen Haibeckens zu ermöglichen, erhielten wir, erstmals seit 10 Jahren, einen Zuschuss der Stadt Wien, für den wir uns herzlich bedanken. Dies half uns, die letzten noch ausstehenden 10 % der Baukosten abzudecken und das Aquarium fertigzustellen.

In Summe hat das Bauprojekt mit Fremd- und Eigenleistungen rund 3 Mio Euro gekostet, die anfangs erwähnten statisch notwendigen Stahlbauten sind in dieser Summe aber nicht enthalten.

Die Eröffnung des neuen 360° Haibeckens im 7. Stock bedeutet auch, dass ein weiteres Geschoß im gläsernen Zubau seiner Bestimmung übergeben werden konnte!!